«WIE SICH SPÄTER ZEIGTE, VERFOLGTE DAS HILFSWERK FÜR KINDER DER LANDSTRASSE SYSTEMATISCH DAS ZIEL, DIE FAHRENDEN SESSHAFT ZU MACHEN, INDEM MAN DIE KINDER IN PFLEGEFAMILIEN STECKTE UND IN ANSTALTEN VERSORGTE.»
Leben
Hans Caprez, 1940 geboren, arbeitete zunächst als Lehrer im Domleschg (Scheid) und in Tamins. Später wandte er sich dem Journalismus zu und war 28 Jahre lang beim Schweizerischen Beobachter tätig. In zahlreichen Artikeln und Reportagen enthüllte er die illegalen Praktiken des Pro-Juventute Hilfswerkes Kinder der Landstrasse.
Einsatz für Menschenrechte
Das Hilfswerk Kinder der Landstrasse wurde 1926 gegründet und bildete eine autonome Abteilung innerhalb der Stiftung Pro Juventute. Ziel des „Hilfswerkes“ war es, die als krankhaft eingestufte Lebensweise der Jenischen auszutilgen, indem man Ihnen mit Hilfe lokaler Behörden systematisch die Kinder wegnahm. Sie wurden – oft als Verdingkinder – in Pflegefamilien platziert oder in Erziehungsheime gesteckt. Viele kamen später in psychiatrische Kliniken oder in Strafanstalten. Jeder Kontakt zu den leiblichen Eltern wurde unterbunden. Durch die „Verpflanzung in gesundes Erdreich“ sollten die Kinder zu „sesshaften und brauchbaren Menschen“ umerzogen werden. Für die Kultur, die Sprache und den Zusammenhalt der jenischen Minderheit hatten diese illegalen, vom Staat unterstützten Praktiken verheerende Folgen. Bis zur Auflösung des Hilfswerkes im Jahr 1972 / 73 waren über 600 jenische Kinder von den Zwangsmassnahmen betroffen. Andere erlitten im Rahmen vormundschaftlicher Massnahmen oder durch die Tätigkeit des katholischen Seraffischen Liebeswerkes ein ähnliches Schicksal. Opfer dieser Zwangsmassnahmen wurde auch die Schriftstellerin Mariella Mehr. Die Jenische wurde 1947 in Zürich geboren und ihren fahrenden Eltern weggenommen. Sie wuchs in verschiedenen Kinder- und Erziehungsheimen auf und wurde mehrfach in psychiatrische Anstalten eingewiesen. 19 Monate verbrachte sie in der Frauenstrafanstalt Hindelbank. Caprez’ Enthüllungen im Schweizerischen Beobachter führten 1973 zur Einstellung des Kinderhilfswerks. Der Bund, welcher die Stiftung jahrelang finanziell unterstützt hatte, bezahlte den Betroffenen eine symbolische Wiedergutmachung.
Bundesamts für Kultur (BAK) zum Thema Fahrende Die Seite wird derzeit überarbeitet, Ende Jahr werden die aktualisierten Inhalte aufgeschaltet.
Historische Studie aufgrund der Akten der Stiftung Pro Juventute im Schweizerischen Bundesarchiv BLG, Beratungsstelle für Landesgeschichte im Auftr. des Eidgenössischen Departements des Innern ; hrsg. vom Schweizerischen Bundesarchiv.
Delegierter für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen Auf dieser Website wird die Aufarbeitung früherer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Zwangsplatzierungen sowohl von Fahrenden als auch von anderen Personen beschrieben. Es finden sich insbesondere Informationen über den Runden Tisch sowie Entschädigung der Betroffenen und die Gesetzgebung zur Wiedergutmachungsinitiative. Alle Informationen für die Gesuchstellung werden demnächst hier veröffentlicht werden.
Wiedergutmachungsinitiative Informationen zur Wiedergutmachungsinitiative welche die Wiedergutmachung und Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen von Zehntausenden Menschen in der Schweiz forderte. Ende September 2016 wurde der Gegenvorschlag zur Wiedergutmachungsinitiative vom Parlament verabschiedet; das Gesetz tritt auf Anfang 2017 in Kraft. Die Seite enthält ferner Hintergrundinformationen zu den Geschehnissen und stellt einzelne Schicksale dar.
Schweizer Fahrende Die Website dient dazu, die Kenntnisse über die Fahrenden in der Schweiz zu verbessern. Es ist zudem ein Anliegen der Stiftung, dass das in der Vergangenheit an den Fahrenden begangene Unrecht, insbesondere durch die Aktion „Kinder der Landstrasse“, nicht in Vergessenheit gerät. Die Website weist zudem auf aktuelle direkte und indirekte Diskriminierungen gegenüber Fahrenden hin und zeigt mögliche Massnahmen gegen diese auf.
Pro Juventute Chronologie der Vergangenheitsbewältigung von Pro Juventute.
Stiftung Schweizer Fahrende Information zur Aktion „Kinder der Landstrasse“.
Netzwerk verdingt Informationen über die Fremdplatzierung von Kindern, mit Zeitzeugen und Reportagen.
Mariella Mehr Persönliche Website
Netzwerk verdingt Interview mit Hans Caprez
Kinderheime in der Schweiz Interview mit Hans Caprez an der Fekkerchilbi Brienz